Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
29. November 2019 | Evangelische Akademie Thüringen

Vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxis

Star Wars als Bildungschance


Androiden-Programmierung im Tagungsraum, Rebellentruppen in den Gängen, andernorts eine Diskussion darüber, wie aus der Galaktischen Republik ein Imperium werden konnte, und im Raum der Stille eine Andacht zur Verlockung der dunklen Seite – vom 15. bis 17. November fand in Neudietendorf die Tagung „Viel zu lernen du noch hast…“ zu Star Wars als popkulturellem Phänomen und Bildungschance statt.

Viel zu lernen wir noch haben…

Auf den ersten Blick vielleicht eine Tagung mit ungewöhnlichen Themen. Was geht uns schon eine weit entfernte Galaxie vor langer Zeit an, die obendrein auch noch fiktiv ist? Aber gerade das – das Fiktive, Kreative, Futuristische, vielleicht Mythische – macht Star Wars interessant: Seit mehr als vier Jahrzehnten ist es ein popkultureller Dauerbrenner, der Generationen fasziniert und in dem Vieles steckt, was unsere reale Gesellschaft beschäftigt. Und so kamen Menschen zwischen 12 und 70 Jahren, aus ganz Deutschland und aus ganz verschiedenen Bereichen unter diesem gemeinsamen Thema für drei Tage zusammen, um über Gesellschaft, Politik und sich selbst nachzudenken. Die Tagung umfasste dabei sowohl inhaltliche Impulse, als auch parallel stattfindende Workshops, die sich kreativ mit Aspekten aus dem Star Wars-Universum auseinandersetzten.

… und viel gelernt wir haben!

© Annika Schreiter / EATStar Wars als ein Beispiel dessen, welche Lebensfragen sich in Popkultur spiegeln, ist reich an Anknüpfungspunkten für soziologische Reflexionen und die Bildungsarbeit. So diskutierten die Teilnehmenden beispielsweise über Gottesvorstellungen und der Frage nach dem Jenseits – in der weitentfernten Galaxie, aber auch ganz persönlich. Dr. Matthias Völcker von der Universität Göttingen stellte empirische Ergebnisse zum Selbstverständnis von Star Wars-Fans vor und zeigte das kreative Potenzial von Fantum auf. Die Gesellschaftsentwürfe in Star Wars wiederum (wie etwa die Republik oder das Imperium) machen das Potenzial von „Lernen am Unterschied“ deutlich: Sie weisen große Parallelen zu realen demokratischen und autokratischen Strukturen, wirtschaftlichen und sozialen Konflikten oder religiösen Einflüssen auf politische Entscheidungen auf. Wo sie sich hingegen von der Realität unterscheiden, laden sie zur Reflexion dieses Unterschieds ein.

Kreativ wurden die Teilnehmenden beim Basteln und Programmieren von Androiden oder dem Entwickeln und Schreiben von Fan Fiction, also eigenen Geschichten im Star Wars-Universum. In einem Avatar-Workshop konnten die Teilnehmenden ausprobieren, wer sie wohl in Star Wars sein könnten, oder im Mini-Liverollenspiel „Rogue Zero“ des Waldritter e.V. selbst in das Universum eintauchen und eine kleine Geschichte mitgestalten.

Die Faszination und das Potenzial dieses Universums für die (Jugend-)Bildung bringt eine Teilnehmerin so auf den Punkt: „Es hat mich überrascht, wie einfach man beim Nachdenken über Star Wars bei ganz großen politischen, philosophischen oder religiösen Diskussionen landet, die man sonst wahrscheinlich nicht so schnell so führen könnte.“

Die Tagung war eine gemeinsame Veranstaltung der Evangelischen Akademie Thüringen, der Landeszentrale für politische Bildung (LZT), der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) sowie der Jugendbildungsstätte Junker Jörg.

Kontakt: Annika Schreiter, Jan Grooten