Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung

Fokusthemen


Politische Jugendbildung muss in Bewegung bleiben, um aktuelle und relevante Anliegen von und für Jugendliche aufzugreifen. Die Fokusthemen bilden Kompetenz- und Tätigkeitsschwerpunkte der Evangelischen Trägergruppe ab, indem sie die Angebote im Hinblick auf aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen und Debatten der politischen Jugendbildung oder der Jugendpolitik akzentuieren. Konkrete Tätigkeiten umfassen dabei nicht nur Veranstaltungen und Projekte, sondern auch Publikationen, Methodenentwicklungen, Fortbildungsangebote und die Mitarbeit in Netzwerken auf unterschiedlichen Ebenen.

Fokusthema 1: Demokratische Mitwirkung

Die politische Jugendbildung der et orientiert sich an den Lebenswelten junger Menschen. Sie eröffnet Erfahrungs- und Lernräume, in denen Jugendliche ihre eigenen Haltungen reflektieren, Wissen erwerben und sich fundierte Urteile zu politischen Sachverhalten bilden können. Sie lädt Jugendliche ein, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen.
Das Fokusthema Demokratische Mitwirkung zielt auf die Stärkung einer wirkungsvollen Partizipation von Jugendlichen in ihrem Alltag und bei politischen Entscheidungen, die sie betreffen. Dementsprechend steht oft das soziale Umfeld, der eigene politische Nahbereich in Schule, Kommune oder Arbeitswelt, das Engagement in Projekten oder Initiativen im Mittelpunkt. Dies sind wichtige demokratische Lern- und Erfahrungsräume, an denen Jugendliche Selbstwirksamkeit und Gestaltungsmacht erfahren und entwickeln können.

In der politischen Jugendbildung soll die Demokratie als Lebens-, Gesellschafts- und Staatsform erfahrbar werden. Sie muss daher auch aktuelle Spannungsfelder und Dilemmata thematisieren. Immer mehr Bürger*innen fühlen sich in unserer Demokratie nicht ausreichend gehört. Die Polarisierung in der Gesellschaft nimmt zu. Für Politik ist es angesichts multipler Krisen herausfordernd, Entscheidungsprozesse transparent darzustellen und auf die heterogenen Erwartungen der Bürger*innen einzugehen. Umso wichtiger ist es, dass in Angeboten der politischen Bildung unterschiedliche Werte, Demokratieverständnisse und Interessen kontrovers und kritisch diskutiert werden. Die Angebote der et bieten Räume zum Einüben einer solchen demokratischen Streitkultur, zur Stärkung der Ambiguitätstoleranz und zur Entwicklung positiver gemeinsamer Zukunftsbilder.

Fokusthema 2: Digitalisierung der Gesellschaft

Die et begreift Digitalisierung als einen tiefgreifenden, fortlaufenden Prozess. Sie begegnet neuen technologischen und damit verbundenen gesellschaftspolitischen Entwicklungen mit einer grundsätzlichen Offenheit und entwickelt laufend innovative Formate der politischen Medienbildung. Die et stärkt mit ihrer Arbeit eine umfassende Medienkompetenz.

Den Ausgangspunkt bilden dabei Lebenswelten junger Menschen, die durch eine zunehmende Mediatisierung geprägt sind. Die Mediennutzung Jugendlicher ist eng mit der Persönlichkeitsentwicklung verknüpft: Sie dient der Aushandlung sozialer Beziehungen, der Vernetzung und dem Selbstausdruck. Junge Menschen können, in einer von Digitalisierung geprägten Welt, gleichzeitig Konsument*innen und Produzent*innen sein, die ihre Interessen mit, in und durch Medien öffentlich und wirksam vertreten. Das bietet die Chance, Beteiligungsstrukturen für sie zu stärken und damit demokratische Prozesse zu öffnen. Gleichzeitig werden mit Phänomenen wie der Verbreitung von Desinformation, Verschwörungserzählungen, Hassrede im Netz und zunehmend getrennten Online-Informationswelten auch Risiken für die Demokratie sichtbar. Nicht zuletzt werfen Entwicklungen, wie die systematische Speicherung und Auswertung von Daten, Plattformökonomien oder künstliche Intelligenz grundlegende Fragen auf: Die et macht Jugendlichen Angebote zu einer kritischen Reflektion ihrer eigenen Mediennutzung, zur Entwicklung politischer Gestaltungsmöglichkeiten und zur Nutzung digitaler Räume für das eigene politische Handeln.

Fokusthema 3: Globale Verantwortung und sozial-ökologische Transformation

Die sozial-ökologische Transformation ist für die et untrennbar mit Fragen nach Gerechtigkeit und der Gestaltung einer lebendigen Demokratie verbunden. Angesichts weltweiter antidemokratischer Tendenzen und Autoritarismen brauchen pluralistische Demokratien junge Menschen, die ökonomische, soziale und ökologische Aspekte der Transformation unter Berücksichtigung globaler Perspektiven betrachten können. Zugleich nimmt die et mit ihren Angeboten Bezug auf die Lebenswelt junger Menschen und fragt nach konkreten Handlungsmöglichkeiten im Sinne eines guten Lebens für alle.

Zwischen den Generationen und in gesellschaftspolitischen Debatten wird diskutiert, wer wie und in welchem Maße Verantwortung für die notwendige Transformation unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell trägt. Jugendliche und junge Erwachsene bringen sich bereits aktiv in diese politischen Debatten ein und engagieren sich. Die et schafft hier Diskussionsräume für Demokratie- und Gerechtigkeitsfragen und möchte insbesondere jene stärken, die (noch) nicht gehört werden. Sie stärkt das Verständnis für Menschenrechte, ermutigt zu Dialog und friedlichen Konfliktlösungsmechanismen. So eröffnet die et den Blick für eigene, individuelle und kollektive Handlungsmöglichkeiten und ermutigt zur Übernahme von Verantwortung mit dem Ziel, zu einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung beitragen zu können.

Fokusthema 4: Zusammenleben in Diversität

Wer sind wir und was hält unsere Gesellschaft zusammen? Dies steht als Leitfrage über den unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen, die sich mit dem Zusammenleben in Diversität verbinden. Die et nimmt diese aus einer intersektionalen Perspektive in den Blick: Diversität versteht sie als positiv konnotiertes, selbstverständliches Kennzeichen unserer Gesellschaft. Zugleich ist sie sensibel für Ausgrenzungen und Diskriminierungen. Grundlage ihrer Arbeit ist die Anerkennung vielfältiger Zugehörigkeiten und Identitäten, die Beachtung von Lebenslagen, die von Armut gekennzeichnet sind und Chancenungleichheit zu Folge haben, die Wertschätzung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und die gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. Die et schafft inklusive Bildungsräume, die jungen Menschen in diversitätsgeprägten Gruppen eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen. Mit der Nutzung und Weiterentwicklung diversitätssensibler Methoden wird die Vielfalt an Perspektiven als Ressource für einen gemeinsamen Lernprozess nutzbar gemacht.

Das Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft geht mit grundlegenden Aushandlungsprozessen einher, wie der Diskussion um die Gestaltung unseres Zusammenlebens in einer postmigrantischen Gesellschaft. Fragen nach Zugehörigkeiten, gemeinsamen Regeln und Teilhabe müssen immer wieder neu verhandelt werden. Dabei tun sich unterschiedliche Wahrnehmungen auf: Während viele Menschen Diversität als Normalität anerkennen und sich Minderheiten entschlossener für ihre Rechte einsetzen, führen Diskussionen um nationale Identität, Religionszugehörigkeit oder soziale Problemlagen zur verstärkten Artikulation von Ängsten, Polarisierung und Konflikten. Die et bietet mit ihren Angeboten einen Raum, um sich diesen vielfältigen Prozessen und Fragestellungen anzunehmen.