Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
16. Dezember 2019 | Empowered by Democracy

Thüringer Fluchtgeschichten

Schülerinnen und Schüler erzählen


„Niemand verlässt freiwillig seine Heimat!“ Der Satz steht in Großbuchstaben auf der Leinwand in der Turnhalle der Oststadtschule Eisenach, in der am 8. November alle Klassen zum Schulforum versammelt sind. Die 10. Klasse stellt ihr Projekt „Thüringer Fluchtgeschichten“ vor, in dem sie sich mit aktuellen und historischen Berichten zur Flucht aus und nach Thüringen beschäftigt hat. Ihre Ergebnisse präsentieren die Schülerinnen und Schüler in Form von Handy-Kurzfilmen und Bildertheater.

Flu© Tina Schweizercht prägt Lebensgeschichten

Am 01. Oktober begann das Projekt mit einem Projekttag in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg. Hier hörten die Jugendlichen von Zeitzeugen und Experten, wie Flucht Lebensgeschichten prägt und die Gesellschaft verändert. Dabei erzählten sie auch von ihren eigenen Erlebnissen oder den Flucht- und Migrationsgeschichten ihrer Familien.

Diese Erfahrungen wurden anschließend kreativ bearbeitet und Fluchtgeschichten von den Jugendlichen neu erzählt. Im ersten Workshop entstanden drei Kurzfilme: In einem werden Fluchtursachen erklärt. Der zweite zeigt ein fiktives Interview mit einem jungen Mann, der vor dem Krieg aus Syrien fliehen musste. Der dritte Film stellt ein Gespräch zwischen drei Mädchen dar, in dem deutlich wird, dass Migration zur Lebensrealität vieler Menschen gehört.

Eine fiktive Geschichte in vier Standbildern

Im zweiten Workshop „Bildertheater“ erzählten die Schülerinnen und Schüler in vier Standbildern die fiktive Geschichte einer jungen Frau, die gemeinsam mit drei Freundinnen vor der © Tina Schweizerallgegenwärtigen Überwachung und Einengung aus der DDR flieht. Sie schafft es, aber ihre beiden Begleiterinnen werden an der Grenze erschossen bzw. verhaftet. In einem weiteren Standbild mit dem Titel „Neuland“ zeigen vier Schüler, dass das Ende einer Flucht ganz unterschiedlich aussehen kann. Am Ziel sind einige traumatisiert, manche quält das Heimweh und sie bereuen ihren Schritt und wieder andere starten voller Tatendrang in ein neues Leben.

Flucht ist allgegenwärtig und hat die Gesellschaft immer schon geprägt. Wichtig ist, hinzuhören und Erlebnisse wahr- und ernst zu nehmen. Denn niemand verlässt freiwillig seine Heimat.

Die „Thüringer Fluchtgeschichten“ waren ein gemeinsames Projekt der Evangelischen Akademie Thüringen, der Jugendbildungsstätte Junker Jörg und der Oststadtschule Eisenach im Rahmen von Empowered by Democracy.

Kontakt: Dr. Annika Schreiter