15. August 2022 | Evangelische Akademie Frankfurt
Team.Bilden
Teamen in der politischen Jugendbildung
In der politischen Jugendbildung können wir Demokratie und politische Teilhabe dozieren bis uns die Luft ausgeht. Doch was hilft das Dozieren gegen das Gefühl ja doch nichts verändern zu können?
Am meisten leiden sie psychisch, sagt fast die Hälfte der Befragten einer Jugendtrendstudie aus dem Sommer 2022. Sehr viele haben das Gefühl seit der Corona-Krise nicht mehr über ihr eigenes Leben bestimmen zu können (42%). Das ist dramatisch für das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft, die auf die Selbst- und Mitbestimmung ihrer Mitglieder angewiesen ist. Denn partizipieren tut nur, wer auch glaubt, dass der eigene Beitrag tatsächlich etwas bewegt. Seit Februar 2022 gilt die größte Sorge der jungen Generation dem Krieg in Europa (68%), der sich zu den Sorgen vor dem Klimawandel (55%) gesellt. Eine krisenerfahrene Jugend schaut mit Sorgen in die Zukunft.
Wir haben uns gefragt, wie wir damit konkret in unserer Arbeit umgehen können. Wie können wir mehr mit jungen Menschen arbeiten statt nur für sie?
Qualifizier dich und gib was weiter!
Mit der Öffnung unseres Jugendbildungsteams für junge Menschen wollen wir ihnen an der Evangelischen Akademie in Frankfurt einen Ort geben, an dem sie selber ihre Stimme für die ihnen wichtigen Anliegen erheben können.
Im Rahmen des Projektes „Alles Glaubenssache“ laden wir junge Menschen zwischen 18-26 Jahren ein, sich für die politische Jugendbildung zu qualifizieren und im Anschluss als Teil unseres Teams mit und für uns Bildungsveranstaltungen durchzuführen. Die Ausbildung umfasst drei intensive Grundlagenmodule und mindestens zwei frei wählbare Aufbaumodule. Darauf folgt eine Hospitationsphase in der unter Anleitung erste Praxiserfahrungen gesammelt werden. In der Ausbildung lernen die jungen Menschen neben Theorien der politischen Jugendbildung, Methodenwissen und Moderationstechniken auch wie Konzepte erstellt werden. So können sie nicht nur bei Workshops, Planspielen und Projekttagen, die von uns hauptamtlichen Jugendbildner*innen konzipiert wurden, unterstützen, sondern auch eigene Schwerpunkte setzen. Wir wünschen uns, dass die Teilnehmenden eigene Themen und Anliegen mitbringen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Mit unserer Unterstützung können sie diese in pädagogischen Konzepte umsetzen und dann mit uns an Schulen und anderen Bildungsorten für junge Menschen zwischen 14-18 Jahren durchführen.
Die Benefits für die Teilnehmenden des Ausbildungskurses liegen auf der Hand: Sie bekommen Raum zum Ausprobieren und für Selbstwirksamkeitserfahrungen, sie werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet und professionalisieren sich für ihre berufliche Zukunft. Sie können ihre eigenen Netzwerke durch Kontakte zu Bildungsorganisationen in der Region und bundesweit vergrößern, sie arbeiten im Team mit Gleichaltrigen, das sich gegenseitig unterstützt, sie erhalten Zertifikate für ihre Bewerbungsmappen und können einen sinnstiftenden Nebenjob ausüben.
Qualität und Begleitung sicherstellen
Bei nicht-adäquater Ausbildung und Anleitung von Teamer*innen kann es schnell passieren, dass junge Menschen ausgebrannt werden und Standards und Qualität von Bildungsangeboten sinken. Die Ausbildung muss deswegen in dem Maße für die politische Bildung professionalisieren, dass Teamer*innen sich selbstsicher in heterogenen Lernsettings bewegen können, für pädagogische Prozesse sensibilisiert sind und vertraut sind mit Standards politischer Jugendbildung. Bei diesem Anspruch ist es klar, dass die Ausbildung nicht mit dem Durchlaufen der Ausbildungsmodule endet, sondern es kontinuierliche Begleitung, Reflexionsgespräche und regelmäßige Intervisionen im Gesamtteam braucht. Die persönliche Begleitung der Teamer*innen wird eine eigenständige Aufgabe in die Arbeitszeit und Geld investiert werden muss.
Der Ausbildungskurs ist ausgeschrieben. Nun hoffen wir auf motivierte junge Menschen, die auf diese Weise Teil unseres Teams werden möchten. Anmeldungen nehmen wir bis zum 19. Oktober 2022 entgegen. Alle Informationen und Termine sind dem Flyer zu entnehmen.
Ansprechperson: Annette Lorenz