Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
21. November 2019 | Projekt „Alles Glaubenssache?“

"Mit dem will ich nicht..."

Ein Workshop über Vorurteile und Stereotype


„Was glaubt ihr, welches der drei Dinge, die ich euch jetzt über mich erzähle, ist gelogen?“ So weckte Respekt Coach Sebastian Oschwalt das Interesse der Jugendlichen darüber nachzudenken: „Was ist meine Vorstellung und was weiß ich über mein Gegenüber? Was ist Spekulation und was macht das mit mir?“ Es folgten Diskussionen darüber, wie Vorurteile und Stereotype wirken und wie wenig Informationen über einen Menschen ausreichen, um sich ein Bild über ihn zu machen. So begann ein Workshop mit 40 Schüler*innen der Klassen 8 und der 9 der Zielstatt Mittelschule im Münchner Süden im Rahmen des Projekts „Alles Glaubenssache?“.

Aufnahme: Nicole BartschMit dem will ich nicht…

Beim anschließenden Spiel wählte die Gruppe für einen fiktiven Schüleraustausch in Südfrankreich aus einer Liste mit 16 stereotypen Beschreibungen drei Jugendliche aus, die man gerne im Zelt hätte, und drei, die auf gar keinen Fall mitkommen sollten. Die Klasse verglich die Ergebnisse mit dem Ziel, sich gemeinsam auf drei Jugendliche zu einigen, die mit dürfen, bzw. die besser zu Hause bleiben. Sofort setzten sehr engagierte Diskussionen ein: „Das Mädchen, das eine Burka trägt, soll mit, damit sie zu Hause rauskommt und auch mal was Schönes erlebt… Sie musste ja flüchten“ oder „Der südafrikanische Junge, der in einem Gospelchor singt,  ist daher bestimmt anständig, außerdem kann er bei schlechter Stimmung im Ferienlager singen, dann wird die Laune gleich wieder besser“ oder „Der Junge mit dem Rollstuhl, der immer Fortnite spielt, bleibt besser zu Hause… nicht wegen des Rollstuhls, sondern wenn der nur zockt, verdirbt er die Stimmung… doch eigentlich haben wir ihn nur ausgewählt, weil wir ja jemanden zu Hause lassen mussten. Ginge es nach uns, würden wir mehr Zelte aufbauen und alle mitnehmen.“ Die Jugendlichen sprachen offen über das Warum ihrer Entscheidungen und diskutierten in dem Zusammenhang respektvoll ihre Haltung zu Homosexualität, Geschlechterrollen, Kopfbedeckung für Frauen im Islam, Glaube und Religion.

Emotionskreis

Aufnahme: Nicole BartschMit Hilfe eines Kreises ordneten die Jugendlichen ihre Emotionen (Wut, Scham, Angst, Trauer) so zu, wie sie sich fühlen würden, wenn sie ausgewählt oder ausgeschlossen werden würden. Mit Unterstützung des Respekt Coachs durften sie die Emotionen körperlich darstellen und ihre Körperhaltung der Emotion entsprechend ändern. Es gelang ihnen gut, sich in die Situation des nachgespielten Jugendlichen hineinzuversetzen und zu beschreiben, wie sich ihre Gefühle ändern, wenn sie ihre Körperhaltung verändern.

„Wir wollen so etwas noch mal machen, am liebsten mit mehr Zeit!“ war die einhellige Meinung der Schüler*innen am Ende des Workshops.

Junge Menschen stark machen gegen Radikalisierung und extremistische Ideologien. „Wie kann dies gelingen?“ Diese Fragestellung steht nicht nur im Fokus des Vernetzungsprojekts zwischen Jugendsozialarbeit und gesellschaftspolitischer Jugendbildung. Sie zieht sich unausgesprochen wie ein roter Faden durch alle Veranstaltungen mit Jugendlichen.

Und wir, das sind der Respekt Coach Sebastian Oschwald und Nicole Bartsch von „Alles Glaubenssache?“, planen bereits die nächsten Workshops für 2020.

Kontakt: Nicole Bartsch