Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
20. Februar 2024 | Ev. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung

Methodenentwicklung mit, von oder für Jugendliche?

„UNBOX IT! 7 Methoden zur digitalen Selbstbestimmung“ im Praxistest


In der politischen Jugendbildung setzen wir laufend unterschiedliche Methoden ein. Je nach Thema, Gruppengröße oder Ort wählen Bildner*innen passende Materialien aus. Gibt es eine Fragestellung, auf die bereits bestehende Methoden noch nicht oder nur teilweise antworten, werden Methoden angepasst oder völlig neu entwickelt. Methodenentwicklungen bringen viel Spaß und ermöglichen es, aktuelle Debatten in Bildungselemente zu übersetzen, damit diese Kinder und Jugendliche in ihrer Mündigkeitsentwicklung unterstützen.

Auf dem Weg zum #etpraxistool

Die Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) hat mittlerweile einige sogenannte Praxistools entwickelt, die einen Erfahrungsschatz bieten, der für laufende Methodenentwicklungen ungemein hilfreich ist. So ist eine der ersten Fragen in einem neuen Methodenentwicklungsprozess: Wann und wie werden Jugendliche mit einbezogen? Sehr verkürzt dargestellt gibt es dafür drei verschiedene Möglichkeiten:

(1) Jugendliche werden nicht in den direkten Entwicklungsprozess einbezogen, vielmehr gibt es für den Prototypen Testgruppen, auf deren Feedback die Methoden weiterentwickelt und dann veröffentlicht werden.

(2) Jugendliche sind Teil des Entwicklungsteams oder

(3) Jugendliche entwickeln die Methode mit Unterstützung nahezu selbstständig.

Alle drei Varianten haben abhängig von der Intention und dem Ziel der Methodenentwicklung unterschiedliche Vor- und Nachteile. Wichtig ist jedoch, dass die Entscheidung möglichst am Anfang getroffen wird, denn diese hat Auswirkungen auf das gesamte Projektentwicklungskonzept.

© studio animanova

UNBOX IT! 7 Methoden zur digitalen Selbstbestimmung

Das neue Material „UNBOX IT!“ nimmt sieben unterschiedliche Themen rund um die digitalisierte Lebenswelt junger Menschen in einem je 90-minütigen Format auf, das in Jugendgruppen, Schulen und dort, wo Interesse für das Thema besteht, möglichst niedrigschwellig einsetzbar sein sollte. Gemeinsames Element der sieben unterschiedlichen Module ist die Einführung durch einen Comic, in dem Oma Anna und Opa Viktor, die durchaus digital affin sind, dennoch an Grenzen ihrer Nutzung kommen, uns um Hilfe bitten.

Wie und zu was wird Feedback eingeholt?

Die Arbeitsgruppe, die das Methodenset UNBOX IT! derzeit entwickelt, hat sich dafür entschieden, mit ihren sieben Prototypen in Jugendgruppen zu gehen, eine beziehungsweise mehrere Methoden durchzuführen und im Anschluss die Jugendlichen um ein Feedback zu bitten. Dabei gingen sie auf zwei Arten vor: einmal eher implizit durch die Beobachtungen während des Praxistests und explizit mit dem Einholen von Rückmeldungen.

Der erste Praxistest ist besonders hilfreich zur Weiterentwicklung einer Methode, zeigt sich dabei doch, ob der Ablauf funktioniert, die Ziele erreicht wurden und die Gruppe Freude bei der Durchführung hatte. Bei UNBOX IT! wurde beispielsweise in einer Gruppe deutlich, dass es unheimlich schwierig war, den Zeitplan einzuhalten. In einer anderen Gruppe zeigte sich, dass eine Methode, die eigentlich nur ein Warm Up sein sollte, für die Gruppe zur Bearbeitung des Themas sehr hilfreich war. In der nächsten Gruppe waren die Jugendlichen schon wesentlich besser informiert als angenommen, sodass stärker als erwartet in die Tiefe gegangen werden konnte. Aus solchen Beobachtungen ist nicht immer leicht zu schließen, ob und wie das Konzept nachjustiert werden kann, da jede Gruppe anders ist.

Im Anschluss an die Praxistests haben die Jugendlichen dann einen Feedbackbogen ausgefüllt, der sie dazu befragte, ob sie denken, dass das die Methoden auch anderen in ihrem Alter gefallen würde, ob sie das Thema interessant fanden, etwas Neues gelernt und Spaß an der Methode hatten. Darüber hinaus befragten wir sie zum Design der Methode. Dies beinhaltete nicht nur, ob sie visuell gefallen am Design haben, sondern auch, ob sie die beiden Figuren Oma Anna und Opa Viktor für tragfähig halten.

Interessant hierbei war, dass in den Rückmeldungen auffiel, dass Jugendliche selten so konkret um ihre Einschätzung gebeten werden, da sie sich viel Mühe in der Beantwortung gegeben haben. Grundsätzlich ist es ein wesentlicher Bestandteil bei einer Methodenentwicklung einen Praxistest zu machen, denn manchmal sind Dinge gar nicht so verständlich, wie ursprünglich gedacht oder genau umgekehrt, verständlicher als erwartet, weswegen viel stärker in die Tiefe gegangen werden kann. Darüber hinaus geben Jugendliche gerne ihre Rückmeldungen und freuen sich, zur Weiterentwicklung der Methode beitragen zu können.

Kontakt: Annika Gramoll