Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
17. Dezember 2018 | Evangelische Akademie Meißen

„Ja, es geht auch um mich!“

Ein Landesheimrat für Sachsen?


Während selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass jede Klasse eine*n Sprecher*in hat, in immer mehr Kommunen Kinder- und Jugendbeauftragte arbeiten, Gesetze und Gemeindeordnungen für mehr Beteiligung von Kindern und Jugendlichen verabschiedet werden, ist der Weg für eine Beteiligung von in Heimen lebenden Kindern und Jugendlichen noch nicht ganz so selbstverständlich.

Etwa 53.000 Kinder und Jugendliche leben in Deutschland in Heimen. In vielen davon gibt es sogenannte Heimräte. In diesen Räten sind nach regelmäßigen demokratischen Wahlen Kinder und Jugendliche aktiv, um sich für die Belange der jungen Menschen einzusetzen und als Vertretung aller in dem Heim Lebenden zu wirken. Dies sollte nicht nur für die gemeinsamen Absprachen selbstverständlich sein, derer es für ein Zusammenleben unter einem Dach bedarf, sondern insbesondere auch dann, wenn es zu tatsächlichen oder vermeintlichen (rechtlichen) Streit- und Konfliktfällen mit den im Heim arbeitenden Fachkräften kommt. In einigen Bundesländern haben sich auch Landesheimräte gegründet, um einen Austausch und eine Vernetzung innerhalb des Bundeslandes zu verstärken und dadurch kinder- und jugendpolitisch zu wirken. Der älteste Landesheimrat ist 25 Jahre alt. Die Finanzierungsmodelle sind sehr verschieden und reichen vom Ehrenamt bis hin zu einer vom Bundesland finanzierten Fachkraft.

Ein Landesheimrat für Sachsen

Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendhilferechtsverein aus Dresden hat der Studienbereich Jugend der Evangelischen Akademie Meißen Anfang Dezember 2018 dazu eingeladen, einen Partizipationsprozess zur Gründung eines Landesheimrates in Sachsen zu beginnen. Dafür wurden Expert*innen von bestehenden Landesheimräten aus anderen Bundesländern nach Meißen eingeladen. Die Expert*innen waren sowohl Fachkräfte aus Heimen, (Landes)Jugendämtern, wie auch Jugendliche. Zuerst erfragten wir in einem langen Gespräch von den Jugendlichen, weshalb sie sich in den Landesheimräten engagieren, wie das alles funktioniert und was konkret es bewirkt. In einer zweiten Gesprächsrunde befragten wir hierzu die Fachkräfte.

Die Veranstaltung schuf die Grundlage und skizzierte einen mittelfristigen Prozess für den möglichen Aufbau eines sächsischen Landesheimrates. Dafür wird es in den kommenden Monaten konkrete Gespräche geben. Mit in das Gespräch und die strategischen Überlegungen einfließen werden die Argumente aus den beiden Gesprächsrunden: Wir/die jungen Menschen werden angehört und beteiligt an den Entscheidungen, die alle betreffen. Wir/die jungen Menschen identifizieren uns mit der Situation und engagieren uns gemeinsam für ein gelingendes Zusammenleben in den Heimen. Wir/die jungen Menschen lernen und erfahren, dass es gelingt, konkrete Veränderungen anzustoßen und im eigenen Interesse aktiv zu werden, auch und gerade durch eine bundeslandweite Vernetzung. Wir/die jungen Menschen lernen, dass Teilhabe, Partizipation und gemeinsame Entscheidungen grundlegend sind für das Zusammenleben, denn die Verständigung geschieht auf Augenhöhe. Wir/die jungen Menschen lernen und leben demokratische Prozesse, auch an einem Ort wie ein Heim. Wir/die jungen Menschen sind für die Jüngeren unter uns da, unterstützen und sprechen für sie. Wir/die jungen Menschen reduzieren durch unser Engagement die Wahrscheinlichkeit von Verstößen gegen bestehende Kinderrechte. …

Weshalb eigentlich sollte es in Anbetracht dieser Argumente nicht gelingen, demnächst einen sächsischen Landesheimrat zu institutionalisieren?

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Evangelischen Akademie Meißen und der Seite des Kinder- und Jugendhilferechtsvereins.

Kontakt: Christian Kurzke