Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
5. August 2024 | Evangelische Akademie der Nordkirche

KiJuBeKon

Erste Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz in Rostock


© Andrea Köster

Am 13. März 2024 verabschiedete der Landtag das Kinder- und Jugendbeteiligungsgesetz M-V (KiJuBG M-V), welches zu Anfang April in Kraft trat. Am selben Tag lud die Evangelische Akademie der Nordkirche als Mitglied der Initiativgruppe Kinder- und Jugendbeteiligung Rostock gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin und Botschafterin der Konferenz Eva-Maria Kröger die Rostocker Verwaltung und interessierte Fachöffentlichkeit zur ersten Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz ein.

Konferenz mit Aha-Effekten

Unter der charmanten Moderation von Dr. Ina Bösefeldt, Geschäftsführerin des Landesjugendrings M-V, führte die Konferenz die Teilnehmenden durch diverse Expert*innenvorträge zu gesetzlichen Grundlagen, aktueller Forschung und Umsetzungsstrategien in der Verwaltung. In unterschiedlichen Workshops konnte dieses theoretische Wissen mit Methoden zur praktischen Umsetzung ergänzt werden.

Für die Vorträge zum Thema Grundlagen der Kinder- und Jugendbeteiligung auf der kommunalpolitischen Ebene waren die Experten Prof. Dr. Waldemar Stange, Leuphana Universität Lüneburg, und Carsten Roeder, Leiter des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Itzehoe, eingeladen. Autor des KiJuBG M-V Florian Krauße vom Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung M-V stellte das Gesetz vor. Marén Wins und André Knabe vom Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. präsentierten die Ergebnisse der von der Initiativgruppe in Auftrag gegebenen „Situationsanalyse zum Thema Kinder und Jugendbeteiligung in Rostock“. Hier zeigte sich deutlich die Bedeutung der Verzahnung von Jugend(sozial)arbeit, offener Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und Schule als wichtige Schnittstellen für junge Menschen und kommunale Entscheidungsprozesse.

“Kinder- und Jugendbeteiligung ist Menschenrecht, Grundgesetz, UN-Kinderrecht, Baurecht, Jugendrecht“

und deshalb als „fester Bestandteil des Verwaltungshandelns zu sehen“, so die deutlichen Worte von Prof. Dr. Waldemar Stange. Das KiJuBG M-V enthält in § 2 die verbindliche Aufforderung „…Kinder und Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre spezifischen Interessen berühren, in angemessener und geeigneter Weise zu beteiligen“. Dahinter steht auch die Schirmherrin der Veranstaltung, die Präsidentin der Bürgerschaft Regine Lück. Sie bestätigte ihre Unterstützung zur Beteiligung junger Menschen in der Kommune. So machten beide deutlich: ohne Kinder- und Jugendbeteiligung geht es nicht!

© Andrea Köster

In anschließenden Workshops mit den Referent*innen diskutierten die Teilnehmenden zu Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen und probierten vielfältige Methoden aus. Bewegungsaktivität, Schwarmintelligenz und Augenhöhe waren seitens des Organisationsteams Ziele in der Methodenauswahl. Flankierend zur Veranstaltung wurden im Foyer Beispiele gelungener Beteiligungsprojekte ausgestellt.

Die vielen persönlichen Gespräche, neue Netzwerke, Kontakte, Begegnungen und das Erkennen von Gleichgesinnten innerhalb der Verwaltungsstrukturen haben dem Thema der Veranstaltung ein „Wir-Gefühl“ verliehen – das erschien als einer der wichtigsten Effekte. So wurden Vorbehalte aufgelöst, Synergien gestärkt und mit der Gründung einer Redaktionsgruppe am Ende der Konferenz die Weiterarbeit am Thema gesichert. Mit Vertreter*innen aus verschiedenen Ämtern, Politik und Fachöffentlichkeit, wird die Redaktionsgruppe KiJuBe Leitlinien für die Stadt entwickeln, die das neue Gesetz in konkrete Umsetzung bringen soll.

„Ich habe junge Menschen mit meinen Aufrufen im Stadtanzeiger nicht erreicht?! Ich dachte immer, die wollen gar nicht!“

Der Zusammenhang von Partizipation und politischem Handeln war für viele Teilnehmenden eine neue Erkenntnis. Durch den persönlichen Austausch mit politisch aktiven und interessierten Jugendlichen konnten Vorurteile wie „Die interessieren sich nicht.“ abgelöst werden durch „Das ist ja toll, dass die jungen Leute sich so engagieren!“. So konnte das Thema als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe gesetzt und aus dem ausschließlichen Bereich der Jugendhilfe herausgelöst werden.

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Kinder- und Jugendbeteiligung hat Vorfahrt

In ihrer Verabschiedung regte Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger an, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen grundsätzlich in Bürgerbeteiligungsprozessen vorzuschalten und bedankte sich für das Engagement des zukünftigen Kinder- und Jugendbeirats. Die engagierten Jugendlichen zeigten in ihrem Abschlussappell deutlich, wie sehr sie sich einbringen, mitgestalten und Verantwortung übernehmen wollen.

Seit Juni arbeitet die sich formierende Redaktionsgruppe an dem Leitfaden, die Planungsgruppe des Kinder- und Jugendbeirats ist ebenfalls weiterhin aktiv. Folgeveranstaltungen wurden sich von vielen Teilnehmenden gewünscht. Die Themen und Ergebnisse dieses Tages werden in Workshops übers Jahr verteilt weiter vertieft. Entstanden sind zudem ein toller Film über die Konferenz den die Schülerfirma Cinean herstellte und wunderbare Graphic Recordings von Andrea Köster.

Kontakt: Juliane Dieckmann