Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
10. Dezember 2019 | Ev. Jugendsozialarbeit Bayern e.V.

„Ich habe ja nix gegen Juden, aber…“

Fachtag zum Thema "Moderner Antisemitismus"


Die Ereignisse in Halle waren nur die Spitze des Eisbergs. Antisemitismus, also Judenfeindschaft ist nach wie vor ein massives gesellschaftliches Problem, das sich in allen Lebensbereichen äußern kann. Mal direkt konfrontativ in Form von Angriffen und Anfeindungen, manchmal aber auch unterschwellig und unreflektiert wie z.B. im Sprachgebrauch. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und einen Zugang zu diesem recht weiten Thema zu finden, veranstaltete die gesellschaftspolitische Jugendbildung am 17.10 einen Fachtag zum Thema „Moderner Antisemitismus – eine Herausforderung in der Jugendsozialarbeit“ in Nürnberg.

Antisemitismus im Alltag

Der Vormittag des Fachtags stand im Zeichen zweier Impulsreferate: So stellte Frau Dr. Annette Seidel-Arpaci als Leiterin der Fachstelle RIAS Bayern (Recherche und Informationsstelle  Antisemitismus Bayern) ihre Arbeit vor und zeigte nochmal deutlich an mehreren konkreten Beispielen die in der jüngsten Vergangenheit bei RIAS gemeldet wurden, in welchen unterschiedlichen Formen und Ausprägungen Antisemitismus im Alltag auftauchen kann.

Verschwörungsideologien und Antisemitismus

Aus einem anderen Blickwinkel näherte sich Dr. Jan Rathje dem Thema an. Der Politikwissenschaftler und Mitarbeiter der Amadeu-Antonio-Stiftung fokussierte in seinem Input auf das Zusammenwirken von Verschwörungsideologien und Antisemitismus. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass Verschwörungstheorien  auf dem Vormarsch sind und als Rechtfertigung für antisemitische Narrative und Handlungen dienen. Es wurden auch Möglichkeiten aufgezeigt, diesen oftmals kruden Annahmen über „böse Mächte, die die Welt regieren“, argumentativ und sachlich entgegen zu treten.

Umgang mit Antisemitismus in der Pädagogik

Am Nachmittag wurden in drei parallel laufenden Workshops  Theorie und Praxis im Umgang mit Antisemitismus in der Pädagogik vereint. Unter anderem konnten sich die Teilnehmenden des Fachtags mit Haltungsfragen zu den Themen diskriminierungsfreie Pädagogik, digitale Bildungsformate oder Antisemitismus im Deutschrap auseinandersetzen. In Kleingruppenarbeit wurden eigene Haltungen hinterfragt, Songtexte analysiert oder neueste Tools und Apps ausprobiert.

Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der Workshop-Phase im Plenum vorgestellt, gemeinsam diskutiert und zusammengefasst. Ebenso wurde der Fachtag von den Teilnehmenden für einen intensiven Austausch genutzt. Die unterschiedlichen Arbeitsfelder konnten sich zu den jeweiligen Herausforderungen im Umgang mit Antisemitismus in der Jugend(sozial)arbeit gewinnbringend austauschen und vernetzen.

Kontakt: Johannes Scholz-Adam