Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
13. November 2023 | Ev. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung

Gegenwartsdeutungen - Zukunftserzählungen

Theorie- und Praxisimpulse vom 15. Bundeskongress Politische Bildung


Die Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) war auf dem 15. Bundeskongress Politische Bildung (BuKo) in Weimar mit elf Kolleg*innen, drei Workshops und zwei Panelmoderationen sowie natürlichen vielen Teilnahmen an Workshops, Gesprächen und Vernetzungstreffen vertreten. „Gegenwartsdeutungen – Zukunftserzählungen“ so lautete der Titel des BuKo, einer Kooperationsveranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), dem Bundesverband politische Bildung (bap) und der Deutschen Vereinigung für politische Bildung (DVPB).

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung gaben Prof. Dr. Naika Foroutan und Prof. Raj Kollmorgen den Teilnehmenden ihre Analysen zu aktuellen Gesellschaftsfragen mit auf den Weg: Naika Foroutan fragte die politischen Bildner*innen, wie Deutschland mit einer postmigrantischen Gesellschaft so gestaltet werden kann, dass die Versprechen unseres Zusammenlebens, wie sie im Grundgesetz festgehalten sind, gehalten werden können. Dabei setzte sie den Fokus auf die Herausforderung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, das von Pluralitäten – wie etwa unterschiedliche Herkünfte, Religionen oder sexuelle Orientierungen – geprägt ist und bei einigen Menschen Unbehagen auszulösen scheint. Raj Kollmorgen fragte ebenfalls nach der Gestaltbarkeit, bezog sich jedoch auf das Dilemma der Gleichzeitigkeit in Bezug auf eine langfristig zu denkende sozial-ökologische Transformation, die kurzfristig angelegter Maßnahmen bedarf. Er machte darauf aufmerksam, dass einige Zielgruppen, die in der Transformation mitgedacht werden müssen, noch nicht erreicht werden.

Praktische Ansätze, um Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu finden, fanden sich in einer Vielzahl angebotener Workshops, wie auch bei „Spielen statt Ärgern. Forumtheater und politische Bildung mit Menschen mit Beeinträchtigung“ von Dr. Annika Schreiter (Evangelische Akademie Thüringen) und Konrad Magirius (CJD). Dort traten die Teilnehmenden für Gerechtigkeit im direkten Miteinander auf. Dafür haben Annika Schreiter und Konrad Magirius Szenen aus einem Theaterprojekt an einer Erfurter Förderschule entliehen, in denen Schüler*innen negative Alltagserfahrungen thematisieren. Im BuKo-Workshop entwickelte die Gruppe über das Theaterspiel Lesarten, wie die Situation verstanden, entkräftet oder neugestaltet werden könnte.

„Auf der Suche nach urbanen Monstern der imperialen Lebensweise“ hieß der Workshop von Oliver Emde (Evangelische Akademie Hofgeismar), der die Teilnehmenden auf eine Exkursion durch die Weimarer Innenstadt mitnahm. Die Monster der imperialen Lebensweise sind in unseren Taschen, an öffentlichen Orten, in Geschäften, also einem Großteil unseres Lebensumfeldes zu finden und es bedarf des genauen Hinschauens, um sie zu sehen. Dieser freundlich suchende Blick ermöglicht einen niedrigschwelligen handlungsorientierten Zugang zu der eigenen Eingebundenheit in Prozesse globaler Vergesellschaftung und ihren Alternativen. Über die Monster lässt sich im Sinne einer Analyse der Auswirkungen auf die eigenen Lebenswelten ein Bezug zur Gesamtgesellschaft herstellen sowie Zukunftsgeschichten mit neuen oder veränderten Monstern erzählen.

Der Workshop „Wege aus der Klimakrise“ nahm Thesen aus dem aktuellen Positionspapier der Gemeinsamen Initiative der Träger politische Jugendbildung (GEMINI) auf und lud die Teilnehmenden zu einem Herbstspaziergang ein. Mit den Thesen öffneten Rebecca Arbter (Arbeitsgemeinschaft deutscher Bildungsstätten (AdB)), Annika Gramoll und Ole Jantschek als Vertreter*innen politischer Bildung mit Constantin Sluka (Fridays for Future, Weimar) aus einer aktivistischen Perspektive mehrere Spannungsfelder. Die Teilnehmenden diskutierten während des Spaziergangs ihre Positionen und trugen am Ende die Erkenntnisse zusammen. Konsens der Gruppe war, dass Methoden mit Bewegungselementen auch zu einer gedanklichen Flexibilität verhelfen, was einem Ringen um Positionierung über und in Dilemmata zuträglich ist.

Der Livestream zur achten Sektion „Zukunftsbilder der Jugend in Transformationszeiten“, der von Hanna Lorenzen moderiert wurde, ist hier als Videomitschnitt verfügbar.

Kontakt: Annika Gramoll