Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
22. August 2023 | Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung

Frieden ist nicht einfach!

Eine Comicsammlung zum Thema Streit


Comics lesen macht vielen Kindern Spaß – sie selbst zu produzieren umso mehr! Das haben 18 Kinder im Workshop „Frieden ist nicht einfach“ gezeigt. Seit mehreren Jahren gibt es von der Evangelischen Jugend der Pfalz das einwöchige Ferienfreizeitangebot „Global Kids“ für Kinder von neun bis zwölf Jahren. Das Thema diesmal war „Für eine friedliche Welt“. Ein Bestandteil des Programms sind Tagesworkshops, die das Thema auf kreative, spielerische, künstlerische oder bewegungsintensive Art und Weise aufgreifen und ein Produkt entstehen lassen, das am letzten Tag der Woche den Eltern vorgeführt wird. So ist dieses Jahr unter anderem eine Comicsammlung über Streit entstanden.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist das Thema Frieden in vielen Angeboten politischer Bildung, wie auch in Schule und an anderen Bildungsorten besonders präsent. Die Fragen „Was können wir tun, um Frieden zu haben?“, „Wie kann Frieden erreicht werden?“ und „Geht das überhaupt?“ werden immer wieder verhandelt. Ausgangspunkt vieler Diskussionen ist der (beziehungsweise ein) Konflikt und genau damit haben sich die Kinder im Workshop beschäftigt.

Nach einem Kennenlernen und einer Einstiegsgeschichte über Streit im Freundeskreis, diskutierten die Kinder konzentriert: Worüber kann man Streit haben? Beispielsweise, wenn jemand gemein zu einer*m anderen ist, wenn einer*m etwas weggenommen wird oder wenn etwas mit Absicht kaputt gemacht wird. Die Liste darüber, wer alles Streit haben kann, erstreckte sich von Familienmitgliedern über Freund*innen, Personen im nahen oder entfernteren Umfeld bis hin zu Staaten. Die Kinder reflektierten auch über den Zustand, mit sich selbst uneins zu sein. Im Streit fühlen sie sich oftmals klein, schlecht, wütend oder traurig. Teilweise hängt das aber von der eigenen Position im Konflikt ab. Gut kann sich ein Streit in der stärkeren Position anfühlen, aber auch, wenn dem eigenen Ärger Luft gemacht wird oder sich die Beteiligten am Ende wieder vertragen. In einer schwächeren Position fühlt sich Streit nicht gut an, ebenso, wenn physische oder verbale Gewalt hinzukommt oder das Vertragen schwierig ist. Einen Streit zu lösen, ist gar nicht so einfach. Manchmal hilft es, andere Personen als Vermittler*innen hinzu zu holen, Zeit vergehen zu lassen und sich vom Streit zu erholen. In ihrer Diskussion zeigte die Gruppe auf beeindruckend reflektierte Weise, wo Streit uns im Alltag begegnet, wie sich damit umgehen lässt, was herausfordernd ist und wie es ihnen dabei geht.

In einem Comic-Workshop geht es natürlich um Comics, deswegen bekamen alle Teilnehmenden einen leeren Vordruck mit sechs Kästchen, in die sie eine Streitgeschichte skizzierten.

Größtenteils fanden die von ihnen beschriebenen Konflikte zwischen zwei Personen statt, zu denen eine dritte zum Schlichten hinzugezogen wurde. So zeigten die Kinder eine tiefgehende Bandbreite unterschiedlicher Konfliktsituationen: In einer Geschichte fliegt Superman ein und hilft. Eine andere Geschichte beschreibt, dass es auch Streits gibt, die nicht gelöst werden können. Wieder eine andere schlägt eine Lösung für den Krieg in der Ukraine vor. Dieser Geschichte wurde von der Gruppe mit großer Ernsthaftigkeit begegnet. So wussten einige Kinder recht viele Details über die aktuelle Situation zu berichten und befanden den Vorschlag, in der Geschichte einen Friedensvertrag aufzusetzen als hoffnungsvolle und erfolgsversprechende Idee. Gleichzeitig war eine Unsicherheit zu spüren, da der Krieg andauert und eine Lösung wohl nicht einfach ist.

Zum Abschluss bildeten die Kinder fünf Gruppen mit drei bis vier Personen und entschieden sich, jeweils eine der Skizzen gemeinsam zu einem fertigen Comic auszugestalten. Dafür bekam jede Gruppe ein Tablet. Über die App Comic Life, von der auch die Vorlagen für die Skizzen stammen, konnten sie Fotos in einzelne Kästchen einfügen und diese dann mit Sprechblasen, Texten und Effekten bearbeiten. So fotografierten sich drei Gruppen selbst und stellen ihre Streitgeschichten nach. Eine andere Gruppe malte mit Bleistift und fotografierte die gemalten Bilder ab. Wieder eine andere nutzte Figuren und bastelte ein Bühnenbild für sie, um so die Geschichte darzustellen.

Insgesamt sind sechs Comicgeschichten zum Thema entstanden. Die Geschichten zeigen unterschiedliche Arten von Streit. Die Methode Comics zu gestalten hat den Kindern nicht nur viel Freude bereitet, sie haben sich auch damit auseinandergesetzt, wie Streit eigentlich in einer Comicszene aussieht, wie eine Geschichte nachvollziehbar für andere wird und natürlich haben sie selbst in der Umsetzung kleine Konflikte untereinander ausgehandelt. Comics zu einem Thema selbst zu gestalten, ist im Rahmen der politischen Bildung eine Methode, die viele Reflexionsräume bietet und dabei Kreativität und Spaß bereithält und zusätzlich ein Produkt ergibt, auf die die Teilnehmenden stolz sind.

Ansprechperson: Annika Gramoll