Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
17. Mai 2022 | Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung

einerseits - andererseits

Das Projekt „Von Wegen Anders“ und der Arbeitsschwerpunkt Eigenständige Jugendpolitik


Das Aufwachsen von jungen Menschen aus Sicht der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) zu begleiten, bedeutet sowohl konkret nachzufragen, als auch auf politische Entscheidungen zu achten. Die Evangelische Akademie Sachsen begleitet und kommentiert seit Langem die Etablierung einer Eigenständigen Jugendpolitik (EJP), insbesondere in Sachsen. Sie motiviert zu einem Verständnis, das kinder- und jugendpolitische Entscheidungen nicht nur auf ein Ministerium, ein Ressort oder ein Amt beschränkt sieht. Vielmehr geht es um einen Zugang, der allen jungen Menschen zuteil wird, die von politischen Entscheidungen konkrete Auswirkungen erfahren. Die Aufmerksamkeit für diese politischen Zusammenhänge wächst auch im Freistaat Sachsen seit einigen Jahren.

Wie die sächsischen Entwicklungen einzuordnen, welche Grenzen und Potentiale zu beobachten sind, hat Studienleiter Christian Kurzke in dem jüngst veröffentlichten Beitrag „einerseits – andererseits“ für die Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik zusammengetragen und kommentiert. Deutlich wird, dass eine gewisse Diskrepanz zwischen der Fachlandschaft einerseits und den administrativen/politischen Entscheidungen andererseits zu verzeichnen ist. Der Beitrag skizziert, dass zumeist die Initiative für Gestaltungs- und Entwicklungsprozesse von der Fachlandschaft und weniger von den Entscheidungstragenden ausgeht. Bemängelt wird, dass viele Entscheidungsprozesse offenbar als endlich gedacht werden. Jedoch kann eine Eigenständige Jugendpolitik nicht endlich sein, denn stetig gilt es mit Blick auf die Wirkungen wie sich veränderte Lebensbedingungen junger Menschen zu analysieren und nachzusteuern. Auch sind elementare Instrumente wie beispielsweise der Jugendcheck noch viel zu selten implementiert. Zwar verweist der Beitrag mit konkreten Beispielen auf die unzureichende Bereitschaft, tatsächlich nicht nur über EJP im guten Sinne jugendpolitisch zu sprechen, sondern eben auch entsprechend dieses Ansatzes permanent zu steuern. Gleichwohl ist für Sachsen hervorzuheben, dass eine solide Basis der gemeinsamen Verständigung zwischen den freien Trägern und landespolitischen Akteuren besteht. Dieses gegenseitig entwickelte Vertrauensverhältnis ist derzeit daher Motor dafür, den Prozess der Etablierung einer EJP stetig voranzutreiben. Auch die Evangelische Akademie Sachsen schafft hierfür beständig verlässliche Orte der Verständigung und des Fachaustausches.

Wie wichtig dies ist, hat das Projekt „Von Wegen Anders“ aufgezeigt. Die in Ostdeutschland befindlichen Netzwerkstellen der et haben begonnen herauszuarbeiten, welche konkrete Lebenslagen für junge Menschen wie auch die Fachlandschaft selbst in den ostdeutschen Bundesländern zu verzeichnen sind. Basierend auf zahlreichen Interviews mit Fachkräften, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen, welche alle auf der Projektseite einseh- oder nachhörbar sind, wird deutlich, in welchen jugendpolitischen Bereichen offensichtlich zu wenig oder falsch gesteuert wurde. Zwar befindet sich das Projekt noch in der Analysephase, exemplarisch sind jedoch bereits zu nennen: politische Bildung, Partizipation, Orte für junge Menschen und Ausstattung der Fachlandschaft.

Jede einzelne dieser Beobachtungen bildet ausreichend Anlass für weitere Veranstaltungen und Projekte, um ein Nachsteuern ganz im Sinne einer EJP zu unterstützen.

Ansprechperson: Christian Kurzke