26. Juli 2022 | Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
Chancen.Bildung - jetzt erst recht!
Interviews zum Thema Bildungsgerechtigkeit in Deutschland veröffentlicht
„Experten warnen: Mehr Bildungsungleichheit durch Corona“ [Bayerischer Rundfunk]
„Folgen der Corona-Krise: Teile der Schülerschaft drohen abgehängt zu werden“ [Zeit Online]
Diese Schlagzeilen machen es deutlich: Durch die Pandemie wirken sich Ungleichheiten in der Bildung stärker aus als vor der Krise. Doch schon vor der Pandemie war Deutschland im internationalen Vergleich mit Blick auf die gerechte Verteilung von Bildung eher ein Schlusslicht. Noch immer – und durch die Krise nochmals verstärkt – spielt es in Deutschland eine maßgebliche Rolle, aus welchen sozialen Verhältnissen ein Kind stammt, wenn man sich die verschiedenen Bildungsbiografien anschaut. Bildungsarmut wird gleichermaßen weitervererbt wie die sozioökonomische Armut. Und das, obwohl das Ziel des Abbaus von Bildungsungleichheit in nahezu allen Parteiprogrammen und Verlautbarungen als eines der wichtigen politischen Ziele definiert wird.
Aus dieser Betrachtung heraus hat sich im Netzwerk der Evangelischen Trägergruppe für gesesellschaftspolitische Jugendbildung (et) eine Gruppe von Studienleitungen zusammengesetzt und das Projekt „Chancen.Bildung“ entwickelt. Ziel ist es, den Diskurs über das Thema Ungleichheit in der Bildung zu beleben und mit Unterstützung der wissenschaftlichen Betrachtung in Deutschland zu stärken. Die Evangelischen Akademien Bad Boll, Berlin, Frankfurt, Hofgeismar und Sachsen haben hierfür Expert*innen nach ihren Erkenntnissen, Beobachtungen und vor allem nach Lösungsvorschlägen gefragt.
Was bedeutet der Begriff Bildungsgerechtigkeit eigentlich genau? Was ist bildungspolitisch gewollt, was ist möglich? Wie kann die Bildungsteilhabe von eingewanderten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen verbessert werden? Was hat Inklusion mit Bildungsgerechtigkeit zu tun? Welchen Einfluss hat die Kategorie Geschlecht auf Bildungschancen? Welche sozialpsychologischen Folgen hat ungleiche Bildungsteilhabe? Wie kann das Schulsystem in Richtung mehr Bildungsgerechtigkeit transformiert werden? Wie kann man aus der Schul- und Unterrichtsforschung auf Bildungsgerechtigkeit blicken?
Zu diesen und weiteren Fragen sind Videos entstanden, die auf der Projektseite derzeit veröffentlicht werden.
Darüber hinaus finden in den kommenden Monaten an unterschiedlichen Orten im Bundesgebiet Diskursveranstaltungen statt, die auf Grundlage der Expert*innen-Interviews das Thema Bildungsgerechtigkeit in den lokalen Diskurs tragen. Im Rahmen einer für Anfang März 2023 in Berlin geplanten Veranstaltung werden die bildungspolitischen Sprecher*innen der Bundestagsfraktionen mit den Ergebnissen der Wissenschaftler*innen einerseits und andererseits mit den Ergebnissen der dezentralen Veranstaltungen konfrontiert. Zudem werden konkrete Ideen vorgestellt, wie sich das Bildungssystem hin zu mehr Gerechtigkeit entwickeln könnte. Denn die Corona-Krise – so viel kann schon verraten werden – hatte langfristig betrachtet vielleicht auch etwas Gutes.
Ansprechpersonen: Hanna-Lena Neuser & Tanja Urban