Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
4. April 2024 | CJD Zentralbereich Theologie, Wertekommunikation und Persönlichkeitsbildung

Alle haben die Wahl

Vorbereitung von demokratischen Wahlen mit ALLEN


In den kommenden Wochen und Monaten stehen zukunftsweisende Wahlen in Deutschland und Europa an. Die Kommunalwahlen in neun Bundesländern am 26. Mai beziehungsweise 9. Juni, die Europawahl am 9. Juni sowie die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen (jeweils am 1. September) und in Brandenburg am 22. September sind Gradmesser für unser demokratisches System. Insbesondere durch weiterhin erstarkende populistische und demokratiefeindliche Akteure sind wir herausgefordert uns aktiv für ein starkes Miteinander, in dem alle gesehen werden, zu engagieren und Veranstaltungen anzubieten, die unterschiedliche Zielgruppen in den Blick nehmen.

Bei der Europawahl werden in diesem Jahr rund 4,8 Millionen Erstwähler*innen ab dem 16. Lebensjahr in Deutschland aufgerufen sein ihre Stimme abzugeben. Darunter werden junge Menschen aus Gymnasien und Universitäten sein. Aber auch junge Erwachsene aus beispielsweise Berufsbildungswerken, Produktionsschulen, Förderschulen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind aufgerufen an den Wahlen teilzunehmen. Die Netzwerkstelle der CJD Zentrale fokussiert insbesondere diese zweite Zielgruppe und geht damit auf unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, Stärken und Herausforderungen sowie Förderhintergründe ein. Ziel ist es, dass sich alle mit demokratischen Prozessen, Gesellschaft und Wahlen auseinandersetzen, damit gemeinsam ein politisches Bewusstsein entsteht und deutlich wird, dass es auf alle ankommt. Im Reigen der jugendpolitischen Angebote wird die Zielgruppe, welche einen hohen Förderbedarf hat, häufig nicht adressiert. Dabei zeigt sich, dass in allen Teilnehmenden viele Potenziale stecken, die es sich lohnt zu heben. Grundlage dafür ist, dass sie individuell aus ihrer Lebensrealität abgeholt werden, denn nur durch den persönlichen Zugang öffnen sich die Teilnehmenden in der Gruppe und im gemeinsamen Gespräch.

Zu sehen sind 5 Personen, die an einem theaterpädagogischen Workshop teilnehmen.

© Konrad Magirius

Eins wird immer wieder deutlich: egal aus welchen Kontexten die Teilnehmenden kommen, sie haben Meinungen, Befürchtungen und Ideen, wie politische Teilhabe, sozial-ökologische Transformation und demokratisches Miteinander gelingen können. Diese werden häufig mit einfachen Worten kommuniziert und Zusammenhänge von Themen manchmal nicht von allein gesehen, aber durch die Einbettung der Netzwerkstelle in gesellschaftliche und politische Kontexte beginnen die Teilnehmenden eigene Denk- und Verhaltensmuster zu reflektieren sowie gemeinsames Handeln zu stärken. Dazu benötigt es interaktive Methoden, die starre Strukturen aufbrechen und den verbalen Diskurs nicht in den Mittelpunkt setzen. In der Vergangenheit haben sich hierzu insbesondere Elemente aus der theaterpädagogischen Arbeit sowie künstlerische und technische Methoden bewährt.

Da viele der Teilnehmenden mit Lernherausforderungen nun erstmalig an die Wahlurnen gebeten werden, werden bis zu den Wahlterminen die Wünsche und Ziele der jungen Erwachsenen für eine gemeinsame Zukunft im Mittelpunkt der Angebote der Netzwerkstelle stehen. Ausgehend davon werden eigene Vorstellungen der jungen Menschen formuliert und hörbar gemacht. So erhalten jene, die sonst nicht gehört werden, ein Sprachrohr und sie werden sichtbar. Es bleibt aber nicht nur bei der Meinungsbildung. Gemeinsam wird geschaut, welche Parteien ihre Anliegen unterstützen und wie ihre Wünsche in die Realität umgesetzt werden können. Somit erleben die Teilnehmenden Selbstwirksamkeit, erhalten zielgruppenspezifische Unterstützung bei der Wahlentscheidung und verstehen, warum es sich lohnt für Demokratie, Miteinander und Vielfalt einzustehen.

In den kommenden Wochen bis zu den Landtagswahlen entstehen Minifilme und Zukunftsbilder, die die Visionen der jungen Menschen für die Demokratie und eine gerechte Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. Ein Anliegen ist deutlich zu machen, dass es bei Wahlen und der Gestaltung der Zukunft auf jede Person ankommt. In einem der letzten Projekte fasst dies eine junge Teilnehmerin aus einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme so zusammen: „Ich habe gelernt, dass ich auf diesem Weg die Welt zu verändern, nicht allein bin!“ Eine starke Erkenntnis, die die junge Frau auch in weiteren gesellschaftlichen Kontexten weiterbringen wird. Um solche Erkenntnisse auch weiterhin zu stärken, lohnt sich die jugendpolitische Bildungsarbeit mit allen, gerade in diesem herausfordernden Wahljahr!

Ansprechperson: Konrad Magirius