Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
19. Februar 2018 | Ev. Akademie Thüringen

Die Welt in der Hosentasche

Netzpolitischer Fachtag zu Smartphones, Apps und Co.


„Wir brauchen ein Ethik-Update für den gesellschaftlichen Umgang mit Smartphones!“, lautet das Fazit des Netzpolitischen Fachtags der Evangelischen Akademie Thüringen im Oktober 2017.

Die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam gestalten, ist Ziel des Netzpolitischen Fachtags. Referent Matthias Kasparick hält dazu Thesen fest.

In der Jugendbildungsstätte Junker Jörg tauschten sich generationenübergreifend junge Erwachsene, Eltern und Jugendmitarbeiter*innen darüber aus, wie das Smartphone unseren Alltag, unsere Weltwahrnehmung und die Gesellschaft verändert. Zum Einstieg machten sich die Teilnehmenden untereinander damit bekannt, welche Apps sie auf ihrem Smartphone haben. Dabei stellte sich heraus, dass das schon viel über eine Person aussagen kann: Dorothea, die Latein- und Religionslehrerin, hat ein Wörterbuch und eine Bibel-App auf ihrem Handy. Tim, der gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, hingegen bekommt per App die neuesten Fußballergebnisse und kommuniziert mit seinen Freunden über den verschlüsselten Messengerdienst Threema, weil ihm Datenschutz wichtig ist. Und so wurden viel mehr Möglichkeiten zusammengetragen, wie man ganz individuell sein Smartphone im Alltag benutzt: Navigation, Fotos machen und teilen, Antworten suchen, Termine koordinieren, Notizen festhalten, Treffen organisieren – ach ja, telefonieren kann man damit auch!

Vom Handy zum Smartphone

Im Anschluss gab Prof. Dr. Sven Jöckel vom Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt einen Einblick in die Entwicklung vom Handy zum Smartphone. Dabei thematisierte er auch die soziale Bedeutung des Smartphones als Multifunktionswerkzeug und Statussymbol: „Wer keins hat, ist draußen!“, stellte er fest. Als Beispiel nannte er dafür WhatsApp-Gruppen, über die soziale Gruppen wie Freundeskreise sich organisieren.

In drei thematischen Workshops wurden die Impulse im Anschluss vertieft. Gemeinsam wurde über die mobile Mediennutzung an verschiedenen Orten gesprochen, ein eigener Kurzfilm mit dem Smartphone erstellt sowie aus medienphilosophischer Perspektive diskutiert, wie Smartphones unsere Weltsicht beeinflussen. Die Ergebnisse der Workshops wurden als Thesen gesammelt und in einer Abschlussrunde diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass alte Verhaltensregeln auf die Smartphone-Nutzung nicht anwendbar sind, wie sich u. a. an den folgenden Fragen zeigt:

  • Darf ich während eines Vortrags mein Smartphone in die Hand nehmen und z. B. twittern oder zusätzliche Infos googlen oder ist das unhöflich?
  • Wie unterscheiden sich verschiedene Orte wie Schule, Kirche, Straßenbahn hinsichtlich der Akzeptanz der Smartphone-Nutzung?
  • Welche Unterschiede gibt es zwischen den Generationen?

Wir brauchen ein Ethik-Update

Daher lautete das Fazit des Fachtags, dass Smartphones zwar inzwischen fest zum Alltag gehören und sie kaum jemand mehr missen mag. Die gesellschaftliche Verständigung darüber, welche Nutzung als angemessen gilt, ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Die Konsequenz für die Teilnehmenden lautete: Wir brauchen ein Ethik-Update, das zu einer Gesellschaft mit Smartphones passt! Dafür ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, die Nutzung gemeinsam zu reflektieren, gerade weil das Smartphone unseren Alltag beschleunigt.

Der Netzpolitische Fachtag fand bereits zum zweiten Mal in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg in Eisenach statt. Die Reihe wird 2018 fortgesetzt.

Autorin: Annika Schreiter